Kleine Ölkunde
... wer gut schmiert fährt besser ...
Sicherlich ein Riesen-Thema, jeder hat da seine eigenen Erfahrungswerte und auch Präferenzen.
Wichtig allemal, ein Öl sollte ein Gutes sein. Am Öl gespart ist am falschen Ende gespart und sorgt ggfs. für unliebsame Überraschungen.
SAE-Klassen
Man unterscheidet Einbereichs- und Mehrbereichöle. Einbereichsöle, das sagt schon der Begriff arbeiten" in einem engen Temperaturfeld und man unterscheidet Winter- und Sommeröle. Mehrbereichöle decken größere Temperaturdeltas ab.
Mineralische Einbereichsöle werden mit steigender Temperatur also immer dünnerflüssiger und verlieren dabei an Schmierkraft. In älteren Motoren mit den damals üblichen Fertigungstoleranzen werden aber Einbereichsöle auch heute noch teilweise verwendet.
Ein Einbereichsöl für den Sommer ist nach der SAE J300 (Society of Automotive Engineers) in die Viskositätsklassen SAE 20 (sehr dünnflüssig), SAE 30, SAE 40, SAE 50 bis hin zu SAE 60 (sehr dickflüssig) eingeteilt. Einbereichsöl in der zuletzt genannten Viskositätsklasse SAE 60 war für extrem heiße Einsatzgebiete wie bspw. im Rennsport gedacht.
Bei Winterölen geht es vor allem um die Tieftemperatur Pump-Viskosität. Dieses Einbereichsöl wird nach den SAE-Anforderungen klassifiziert, bis zu welcher minimalen Temperatur das Öl noch „dünnflüssig“ ist und von der Ölpumpe gefördert werden kann. Die SEA Viskositätsklassen für Winteröl (SAE J 300); die Viskosität der Winteröle gibt es von SAE 0 - 25 (-40 Grad bei SAE0 bis -15 Grad bei SAE25).
Mehrbereichsöl passt sich den Betriebsbedingungen an und kombiniert die Eigenschaften von Sommer- und Winteröl. Ist es kühl, fließt das Öl leicht, wird der Motor heißer, strecken sich die Polymere und stabilisieren den Schmierfilm, die Viskosität steigt, das Öl wird zäher. Mehrbereichsöle decken also logischerweise Bedarfsfelder ab, so z.B. SAE 0W-20 Temperaturen von -35 Grad- +20 Grad, ein SAE 20W-50 den Tempearturbereich von 0 Grad - 50 Grad. Um diese Flexibilität der Öle zu erreichen, werden die oben erwähnte Polymere als Additiv beigemischt. Diese Polymere haben aber eine Halbwertszeit, will heissen Mehrbereichsöle sind öfters zu wechseln, da selbige peu á peu die Mehrbereicheigenschaft verlieren. Ein 10W-50 wird also irgendwann zu einem 10W Einbereichsöl.
1.) Mischöle für die Tanke
1a.) Eignung der Öle
Die heutigen modernen Öle sind teilweise nicht für die luftgekühlten Vespa-Motoren geeignet. Warum? Das Zauberwort heisst "Flammpunkt", also die Temperatur bei welcher sich das Öl selbst entsorgt und verbrennt. Der Flammpunkt der Öle ist also entscheidend und diesen findet man auch auf dem Datenblatt der Öle - oftmals liegt dieser bei 90Grad, für unsere Luftgekühlten zu wenig, für die modernen Wassergekühlt absolut ausreichend.
Was ist eigentlich die Eigenschaft eines Öls, was "treibt" das in unseren Motoren. Das Schlüsselwort hier ist der Öl-Film, welcher tunlichst nicht abreissen sollte, weil genau dann die Teile trocken laufen können. Ist also der Flammpunkt zu niedrig, reisst der Ölfilm ab und es kann zu schäden kommen; ist er aber zu hoch, leidet die Viskosität des Öl, weil eben nicht im idealen Temperatur-Zustand. Es bringt also wenig ein Öl mit sehr hohem Flammpunkt zu nehmen nur um eben sicher zu sein. Mitnichten.
Als Klassiker sei hier das Motul 800 genannt; ein gerne genutztes Öl, aber mit einem Flammpunkt von 180Grad kaum im idealen Wirkungsbereich unserer "normalen" Vespen. Was ist also ideal? Der Flammpunkt sollte zwischen 100-150Grad liegen, dann ist das Öl optimal für unsere Vespen.
Eines der passenden Öle wäre das Motul510 mit einem Flammpunkt von rund 120Grad , das Castrol Power 1 Scooter 2T hat einen Flammpunkt von 138Grad, das Fuchs Titan 2S liegt auch bei rund 120 Grad und das auch recht bliebte ADDINOL Super 2T MZ 406 liegt bei rund 130Grad Flammpunkt. Die Liste ist beliebig verlängerbar .....
1b.) Mischungsverhältnis
Auch gibt es mehr als genügend eigene Erfahrungen, Tips und Ideen. Das Mischungsverhältnis ist aber nur so gut wie das verwendete Öl ;-) Konkret, ein billiges minderwertiges Öl, gepaart mit einem Tuningzylinder benötigt ein hohes Mischungsverhältnis von 1:25 - 1:33. Mit einem perfekt abgestimmten Öl reicht ein Mischungsverhältnis von 1:40 aber locker aus um optimal geschmiert zu bleiben.
Aber wie erwähnt, ein jeder hat da seine eigenen Tips. Das Mischungsverhältnis analog Hersteller gibt zumindest mal eine Basis-Auskunft wie es denn sein sollte.
Wie auch immer, 1:50 passt eigentlich immer. Die Majorität der Pilota fährt irgendwo zwischen 1:40 - 1:50.
2.) Getriebeöl
Die Glaubensfrage schlechthin - wichtig ist auf jeden Fall die Eignung für Nass-Kupplungen, da sind die meisten Motorrad-Öle tauglich dafür. Landläufig wird das Castrol MTX 75/W140 full-synthetic empfohlen - angeblich duftet das Gebräu aber übelst. Pro-Tip von unserem Vorstand Technik ist das BGM PRO SAE30 Getriebeöl. Gute Erfahrungen gibt es auch mit dem Motul 7100-10W40 (Rennöl für stark getunte Motoren) und das Motul 7100-10W30 für den Regelbetrieb.
SAE30 ist ein sogenanntes Einbereichsöl mit relativ engem Temperaturhorizont. In den kalten Jahreszeiten ist ein SAE30 recht dickflüssig, in unseren "Fahrzeiten" Frühling bis Herbst aber optimal für unseren Viskositätsanspruch. Das SAE30 Öl entspricht auch den Vespa Vorgaben.
WinzTipp hinterher - beim Kupplungswechsel muss man die Kupplungsscheiben nicht stundenlang im Öl baden, es reicht ein Benetzen mit dem Pinsel vor Einbau der Scheiben.